Kraftwerk und Surface (2017)

Das wirklich allercoolste, was ich in meiner Zeit bei Microsoft machen durfte, war eine kurze Zusammenarbeit mit der Gruppe Kraftwerk und insbesondere Fritz Hilpert. Kraftwerk verwendete auf der Bühne viele Jahre lang Vaio-Laptops von Sony, aber Sony zog sich aus diesem Marktsegment zurück und es ergab sich die Möglichkeit zu einer Zusammenarbeit - die hatte meine Kollegin Antje Spethmann schon zum Windows 8 Launch herbeigesehnt, mit der ikonischen "Eins Zwei Drei Vier Fünf Sechs Sieben Acht" Sequenz aus Computerwelt - leider kam es nicht dazu.

Anfang Mai 2017 war ich für Microsoft auf der #rp17 in Berlin und erhielt einen Anruf von Antje - es gibt Midi-Probleme mit dem Surface Book und ob ich mal kurz mit jemandem zum Debugging telefonieren könnte. Eine halbe Stunde später hatte ich ein unglaublich nettes Gespräch mit Fritz Hilpert, welches darin endete, daß ich meine Rückfahrt nach München umbuchte, um im Großraum von Düsseldorf das legendäre Klingklang Studio zu besuchen, Ralf Hütter kurz kennenzulernen und gemeinsam mit Fritz Hilpert in den Eingeweiden des Surface Book nach einem Fehler zu suchen, der die Midi-Synchonisation alle paar Minuten ins Stocken brachte - für ein Konzert der präzisen Menschmaschinen undenkbar. Was an dem Tag alles passierte, wäre eine fantastische Geschichte für die Webseite - aber die Geheimnisse von Kraftwerk bleiben auch hier gewahrt. Ich darf aber von mir behaupten, im Probenraum an den Originalpulten gestanden zu haben. Rausgekommen ist am Ende die folgende Pressemitteilung.


Im Januar 2018 wurden die Elektro-Pioniere KRAFTWERK für ihr Album 3D – Der Katalog mit einem Grammy in der Kategorie „Bestes elektronisches Album“ ausgezeichnet. Für die Konzerte ihrer laufenden Europatournee setzen KRAFTWERK nun erstmals auf Geräte der Microsoft Surface Reihe. Auf speziellen Wunsch von KRAFTWERK wurden vier Surface Book Rechner von Microsoft modifiziert. Im Rahmen der 3D-Konzerte werden die 2in1-Geräte in praktisch allen technisch-relevanten Bereichen live auf der Bühne zum Einsatz kommen. Seit dem Konzert am 2. Februar 2018 in Dresden ist das Surface Book damit der zentrale Musikcomputer von KRAFTWERK und ihren ROBOTERN. Weitere vier Surface Pro 4 Devices ergänzen das Technik-Setup Backstage.

KRAFTWERK haben in mehr als vier Jahrzehnten Musikgeschichte geschrieben und weltweit Erfolge gefeiert. Sie gelten als Urväter verschiedenster Musikrichtungen wie Elektro, Hip-Hop, Synthie-Pop, Minimal und Techno. Bereits seit den Anfängen in den frühen 1970er-Jahren waren KRAFTWERK mit den Entwicklungen modernster Technologien verbunden und haben dabei den Soundtrack unseres digitalen Computer-Zeitalters vorausgeahnt und maßgeblich geprägt. Sehr früh griffen sie das Thema einer von Maschinen beeinflussten Welt auf: Sowohl musikalisch mit ihren elektronischen Klängen, synthetischen Stimmen und maschinellen Rhythmen, als auch sprachlich-visuell über eine Klang-Poesie mit stark reduzierten Texten sowie einem durchkonzipierten Roboter-Erscheinungsbild.

Spezialanfertigung für den Live-Einsatz

Der individuell auf die Bedürfnisse von KRAFTWERK abgestimmte Umbau der Surface Book Geräte erfolgte in engem Austausch mit den Elektro-Pionieren und wurde federführend vom Surface-Chefdesigner Ralf Groene geleitet.

„Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit KRAFTWERK, die bei elektronischer Musik und innovativer Studiotechnik schon immer Pioniere waren“, sagt Ralf Groene, Head of Industrial Design, Microsoft Devices, bei der Microsoft Corporation. „Wir haben eng mit KRAFTWERK zusammengearbeitet, um ihren spezifischen Anforderungen gerecht zu werden und haben das Surface Book mechanisch umkonstruiert, indem wir das 2in1-Gerät in einen elektronischen Klangerzeuger integriert haben, welcher für die Live-Performance auf der Bühne optimiert ist. Über Änderungen an der Tastatur und am Gelenk wurde das Gerät außerdem in das Bühnenequipment der Klangkreativen integriert, wodurch es nun leicht und in Echtzeit Zugriff auf alle in der Musiksoftware oder im Synthesizer erstellten Töne von KRAFTWERK oder auf andere virtuelle Instrumente auf dem Surface bietet.“

Kompakter Allrounder auf der Musikbühne

Vor allem die Leistungsfähigkeit der Surface Geräte und die Qualität der Touch-Displays wurden von KRAFTWERK im Vorfeld des Projekts intensiv unter Studiobedingungen getestet. Dabei wurde auch der Bühneneinsatz simuliert und die Eignung für die Live-Bühne überprüft. Überzeugt hat KRAFTWERK insbesondere die Kompaktheit der Tablet-Notebook-Kombination.

Die Surface Devices seien „perfekt geeignet, um direkt in die Musiksoftware einzugreifen“, so KRAFTWERK. „Die optionale Dockingstation bietet darüber hinaus ausgiebige Optionen für die Integration von Hardware-Controllern, die den schnellen Live-Zugriff auf alle Sounds ermöglichen, die in Software-Synthesizern oder anderen virtuellen Instrumenten im Surface erzeugt werden. So steht auf kleinem Raum ein elektronisches Musikinstrument mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten zur Verfügung.“

Weitere Einsatzszenarien für die Surface Geräte, die über die Klangerzeugung hinausgehen: 3D-Videosteuerung sowie Lichtsteuerung und Justierung der Projektoren übers Netzwerk lassen sich mit Surface Book oder Surface Pro 4 ebenfalls realisieren. Auch die 3D-Bühnenplanung kann mit den Surface Devices erstellt und auf Tourneen bearbeitet werden.


Bilder von einem der Konzerte in Dresden, Februar 2018, von der VIP-Bühne:

Das letzte Update dieses Artikels war am 19.1.2022