Museen und Ausstellungen

Deutsches Museum München
Städtereisen sind toll, weil man sich da neue Ausstellungen und Museen ansehen kann. Und ich mag Ausstellungen! Nun ist es schwierig, hier Favoriten zu empfehlen, weil viele Ausstellungen ja nur einige Monate lang zu sehen sind. Aber es gibt ein paar Geheimtipps und Evergreens quer durch Deutschland.
 
Das Deutsche Museum, ein Technik- und Wissenschafts-Museum, hat 2022 die erste Hälfte einer grundlegenden Generalüberholung beendet und ist ganz großartig geworden. Auch das nur "halbe" Museum ist unmöglich an einem Tag aufzunehmen. Die Jahreskarte lohnt sich und dann pro Besuch maximal ein Stockwerk durchforsten. Persönliche Highlights sind die exzellente Roboter-Ausstellung gleich hinter dem Eingang und die extrem gut konzipierte "Landwirtschaft und Ernährung". Ich habe mit 56 Jahren fasziniert der lebensgroßen Projektion eines Weizenfeldes im Jahreswechsel (natürlich inklusive Traktor) eine knappe halbe Stunde lang zugesehen. Ein ganz großer Wurf und das neue Highlight von München.
 
Mit drei Ausstellungen im Jahr ist die Kunsthalle München die schönste Wundertüte der Stadt München. Ich sehe bedenkenlos seit Jahren JEDE Ausstellung dort, auch wenn mich das Thema eigentlich nicht interessiert. Ich habe immer was gelernt und tolle Sachen gesehen - sei es über Rokoko, Gaultier, polnischen Realismus der Jahrhundertwende oder Blumen. Das Geheimnis ist eine bravouröse Kuration und immer sehr interessante Begleittexte und Audioguides.
 
In Dresden ist das Militärhistorische Museum absolut beeindruckend. Für ein Museum der Bundeswehr geht es schonungslos mit dem Thema Krieg um und die Stimmung lässt sich mit den Worten "Krieg ist Scheiße, aber wenn es soweit ist muss es ja einer tun" einfangen - im Gegensatz zu den patriotisch-glorifizierenden Ausstellungen im Imperial War Museum in London beispielsweise. Außerdem gibt dieses Museum die vielleicht beste Darstellung der Geschichte Deutschlands der letzten 200 Jahre, weil natürlich das Thema der Landesgrenzen und politischen Struktur immer ein militärisches war. Ich wollte dort nur mal zwei, drei Stunden reinschauen, um es mal gesehen zu haben, und war dann fast einen ganzen Tag darin verfangen.
 
In Hamburg gibt es für Menschen mit starken Nerven eine besondere Adresse: Das Polizeimuseum hat drei total unterschiedliche Stockwerke die alle absolut sehenswert sind. Im Erdgeschoß gibt es einen durchaus gnadenlosen Rückblick auf die Geschichte der Hamburger Polizei. Im ersten Stock kann man anschaulich lernen, was die Polizei eigentlich alles macht. Inklusive echter (teilgeschwärzter) Akten und Kommissaren im Ruhestand, die gerne erklären, was alles anders als im Krimi läuft. 
Da im Polizeimuseum nicht fotografiert werden darf, hier eine andere Hamburger Attraktion: Das Miniatur Wunderland
Da im Polizeimuseum nicht fotografiert werden darf, hier eine andere Hamburger Attraktion: Das Miniatur Wunderland
Der zweite Stock ist aber die eigentliche Sensation: Da sich das Museum auf dem Gelände der Hamburger Polizei und Staatsanwaltschaft befindet, ist es verwaltungstechnisch auch Teil der Asservatenkammer, so dass dort unter anderem die echten gefälschten Hitlertagebücher, gesprengte Safes, die Lösegeld-Maschinen von "Dagobert" und noch deutlich makabre Stücke zu sehen sind, die alle in Hamburgs Geschichte eine Rolle spielten. Das alles exzellent beschriftet und mit grandiosem Personal. Das Museum ist schwierig zu erreichen aber eigentlich schon die Reise nach Hamburg wert.
 
In Berlin kann ich das Museum für Kommunikation empfehlen. Es hat immer interessante Sonderausstellungen, aber im Keller als Dauerausstellung eine besondere Schatzkammer: Seltenste Briefmarken, das erste Telefon von Philipp Reis, wertvolle Original-Briefe - echte Meilensteine der Kommunikation. Auch das Frankfurter Pendant, das eher technisch aufgestellt ist, verdient hier Erwähnung.
 
Auf Frankfurts Museumsufer gibt es auch immer was zu sehen, eine Ausstellung reiht sich an die nächste. Besondere Erwähnung findet hier das Filmmuseum, welches in seiner Dauerausstellung einen sehr schönen Überblick über die technische wie kulturelle Geschichte des Kinos gibt.
Und wer von Frankfurt aus Zeit für einen kleinen Abstecher hat: Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt bietet eine skurrile Mischung aus moderner Kunst, Kunsthandwerk und Wissenschaft.
 
Der Technikpreis geht an das Museum Barberini in Potsdam. Man muss Impressionismus und insbesondere Monet mögen, um der Ausstellung etwas abzugewinnen, aber dann wird man mit einer Präsentation verwöhnt, die diese Bilder strahlen lässt. Teuerstes spiegelfreies Spezialglas und perfekt geplante Illumination lassen Farben (und die Augen des Betrachters) leuchten. Die Lichttechnik ist so durchdacht, dass man unbewusst im Treppenhaus denkt, draußen scheint die Sonne - obwohl es grau verhangen regnet.
 
In meiner unmittelbaren Nähe sind zwei bayerische Kleinode. In Landshut selbst, meiner Wahlheimat seit über einem Jahrzehnt, hat die Burg Trausnitz nicht nur einen fantastischen Blick über das malerische gotische Städtchen, sondern auch ein kleines feines Museum mit einer "Wunderkammer" und immer wieder feine Sonderausstellungen. Und das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg kriegt den wundervollen Bogen, gleichzeitig informativ zu sein und alles mit einem Schmunzeln zu erzählen. Der kostenlose 360 Grad Film im Foyer ist besonders empfehlenswert.
 
Außerhalb Deutschlands kann ich das Rijksmuseum in Amsterdam sehr empfehlen, auch hier weil Kunst und Kunsthandwerk Hand in Hand gezeigt werden und dadurch der elitäre Charakter von Kunst verschwindet. Nicht wirklich ein Museum, aber in allen Belangen skurril und schön ist das Haus des Meeres in Wien. Wo sonst kann man im 8ten Stock Lemuren füttern?

Das letzte Update dieses Artikels war am 10.1.2024